Danzig

Danzig
Dạn|zig:
Stadt an der Ostsee; vgl. Gdan̓sk.

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Dạnzig,
 
1) polnisch Gdańsk [gdaĩsk], Hafenstadt an der Ostsee, Hauptstadt der Woiwodschaft Pommern und Stadtkreis, Polen, 461 400 Einwohner; bildet mit Zoppot und Gdingen eine Städteballung (Dreistadt), die sich von Süden nach Norden über 45 km an der Westseite der Danziger Bucht und längs wichtiger Verkehrslinien (Straßen, Eisenbahn) erstreckt, im Westen bereits in die Kaschub. Schweiz hineinreicht und dadurch 0-142 m über dem Meeresspiegel liegt. Der Stadtkern von Danzig liegt an der Mottlau, etwa 6 km oberhalb des westlichen Weichselmündungsarmes, an dessen Ostufer sich die Westerplatte befindet, die neueren Wohnviertel im Nordwesten und Süden der Stadt. Im Osten reicht Danzig nach den jüngsten Eingemeindungen bis zum Hauptmündungsarm der Weichsel (Durchstichkanal bei Schiewenhorst, polnisch Świbno).
 
Die Stadt ist Sitz vieler Behörden und kultureller Einrichtungen: Abteilung der Polnischen Akademie der Wissenschaften, Universität (gegründet 1970), TH, medizinische Akademie, Hochschulen für Kunst, Musik und Leibeserziehung; Forschungsinstitute (u. a. für Meeresforschung und Seeverkehr), Bibliothek der Polnischen Akademie der Wissenschaften, National-, Zentrales Meeres-, Historisches Stadt-, Volkskunde-, Diözesan-, Archäologiemuseum u. a. Museen, Oper, Philharmonie und zoologischer Garten.
 
 
Hafenwirtschaft und Schiffbau bestimmen das ökonomische Profil der Stadt, wo sich die einst größte Schiffswerft Polens (aus der Leninwerft hervorgegangene Danziger Werft, die sich 1996 für bankrott erklärte) und vier weitere Werften befinden. Ferner sind die 1974 entstandene Erdölraffinerie (Verarbeitungskapazität 6 Mio. t) nahe dem Nordhafen sowie die Metall-, chemische, elektrotechnische, Nahrungsmittel-, Papier- und Textilindustrie von Bedeutung. Danzig ist Anziehungspunkt für den Fremdenverkehr.
 
Verkehr:
 
Neben den Hafenanlagen an der Toten Weichsel im Stadtteil Neufahrwasser (polnisch Nowy Port) hinsichtlich des Güterumschlags nach Stettin an zweiter Stelle in Polen, entstand an der Ostsee der für Massengüter bestimmte Nordhafen (Port Północny). Seit 1974 hat Danzig einen internationalen Flughafen; Fährverbindungen gehen nach Helsinki, Nynäshamn (südlich von Stockholm) und Lübeck-Travemünde.
 
 
Der mittelalterliche Stadtkern liegt auf dem linken Ufer der Mottlau, dicht oberhalb ihrer Mündung in die Tote Weichsel. Danzig besteht aus der Rechtstadt, der Neustadt (seit 1350), der Altstadt (1377 durch Vereinigung von Hakelwerk und einer älteren Marktsiedlung entstanden), der Vorstadt (Ende 14. Jahrhundert), der Speicherinsel (15. Jahrhundert) und der Niederstadt (15.-17. Jahrhundert). 1945 wurden 95 % der Recht- und der Altstadt zerstört. Stadt und Hafen bildeten besonders seit 1957 nach Warschau den zweiten Mittelpunkt des staatlich gelenkten Wiederaufbaus. Im Kern der Rechtstadt wurde fast jedes Bauwerk mit historisch getreuer Fassade wieder errichtet, wobei die Rekonstruktion kunsthistorisch bedeutender Bauten eine wichtige Rolle spielte.
 
Im Einzelnen zu nennen sind in der Rechtstadt die Oberpfarrkirche Sankt Marien (im Wesentlichen aus dem späten 15. Jahrhundert, ein monumentales Werk der Backsteingotik); die Pfarrkirche Sankt Johannes (1371-1415) im nördlichen Teil der Rechtstadt, auf dem Gebiet der ehemaligen Neustadt; die Kirche Sankt Nikolai (14.-15. Jahrhundert; mit reicher Ausstattung des 17. und 18. Jahrhunderts; als einzige Kirche Danzigs nur wenig beschädigt); die Königliche Kapelle (gestiftet von Johann III. Sobieski, 1678-81 nach Plänen von T. van Gameren erbaut, mit skulpturalem Schmuck, vielleicht von A. Schlüter); das Große Zeughaus (1602-05 von A. van Opbergen in niederländischen Formen errichtet). Das Rechtstädtische Rathaus, begonnen vor 1400, verändert und erweitert im 15., 16. und 18. Jahrhundert, mit der kostbaren Ausstattung (Ratssaal), beherbergt das Historische Stadtmuseum. Vollständig rekonstruiert wurde der Lange Markt (Długi Targ) mit dem Artushof (1478-81, nach 1552 umgebaut; Fassade 1616-17), den prächtigen Bürgerhäusern und dem Neptunbrunnen; zum Teil restauriert, zum Teil erhalten sind die Stadtmauer mit Türmen und Toren (15. und 16. Jahrhundert): Hohes Tor mit Kerkerturm und Vortor, Krantor (Schifffahrtsmuseum), Marientor, Frauentor, Bäckertor, Grünes Tor und Goldenes Tor. Vom Frauentor zur Marienkirche zieht sich die Mariengasse mit den typischen Beischlägen vor den Häusern.
 
In der Altstadt: Pfarrkirche Sankt Katharina, eine der ältesten Pfarrkirchen Danzigs (1380 begonnen, 1432 geweiht) mit ehemaligem Pfarrhaus (1599-1602), Pfarrkirche Sankt Bartholomäus (spätgotisch kurz vor 1500), Birgittinenkirche (1396-1402), Karmeliterkloster mit unvollendeter Kirche (1482-96, barock erweitert), Spitalkirche Sankt Elisabeth (um 1400) und Spitalbauten (1752-53), Altstädter Rathaus, ein bedeutender Bau der niederländischen Renaissance (1587-95), Haus der Äbte von Pelplin (1612), Große Mühle (2. Hälfte 14. Jahrhundert).
 
In der alten Vorstadt liegt das ehemalige Franziskanerkloster mit Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit (1422-1514) und Sankt-Annen-Kapelle (1484); die im 16., 17. und besonders 19. Jahrhundert umgebauten Klostergebäude beherbergen das Nationalmuseum, mit reichen Sammlungen an Skulpturen, Gemälden (darunter H. Memlings »Jüngstes Gericht« aus der Marienkirche), Zeichnungen, Druckgrafik, Münzen und Kunsthandwerk. Kleines Zeughaus (1643-45, von G. Strakowski), Schulgebäude (1837, von K. F. Schinkel).
 
In der unteren Stadt und auf der Speicherinsel sind Teile der alten Befestigung (Bastionen und Tore) erhalten, die charakteristischen Speicher aus dem 15.-17. Jahrhundert wurden wiederhergestellt.
 
Die Kirche des ehemaligen Zisterzienserklosters in Oliva ist jetzt Kathedrale. Die 1188 durch Herzog Sambor I. gegründete romanisch-frühgotische Basilika wurde im 13.-14. Jahrhundert erweitert und spätgotisch gewölbt; im Innern reicher malerischer Schmuck, Grabmäler und Epitaphien (v. a. aus Renaissance und Barock) sowie Orgel (2. Hälfte 18. Jahrhundert). Klostergebäude (13.-15. Jahrhundert) mit frühgotischem Kapitelsaal, Altem Abtsbau (15. Jahrhundert, 1945 ausgebrannt) und Neuem Abtspalast (1754-56; Zweigstelle des Nationalmuseums) mit Gartenanlage des 18. Jahrhunderts Speicherhäuser und Befestigungen.
 
 
997 wird Danzig als »urbs Gyddanzyc« erwähnt. Die Ausdehnung der slawischen Siedlung samt ihrer Burg, dem Burgbezirk sowie dem Hafengelände konnte bei Ausgrabungen in der Altstadt (1948-62) ermittelt werden. Die Burg des um das Jahr 1000 etwa 1 000 Einwohner zählenden Ortes war Sitz der slawischen Fürsten von Danzig, die sich seit 1234 Herzöge von Pommerellen nannten. Neben der slawischen Siedlung, die sich auch »castrum Gydansk« nannte, entwickelte sich um 1178 eine deutsche Marktsiedlung; sie erhielt vermutlich um 1240 Lüb. Stadtrecht (erster urkundlicher Stadtrechtsnachweis 1263). Sehr bald schon geriet Danzig in die Interessenkonflikte zwischen Polen, Brandenburg und dem Deutschen Orden. Diesem gelang es, nach dem Aussterben des pommerellschen Herzoghauses (1294) die Stadt 1308 dauerhaft in seinen Besitz zu bringen.
 
Die seit dem Ende des 13. Jahrhunderts rasch wachsende Handelsstadt verfügte über Handelsbeziehungen, die sich von Flandern bis Nowgorod erstreckten sowie über Polen und das Kiewer Reich bis nach Byzanz reichten. Anfang des 14. Jahrhunderts erfuhr die deutsche Siedlung, die Rechtstadt, einen enormen Bevölkerungsaufschwung und wurde mehrfach erweitert. Der Deutsche Orden verlieh der Stadt das Culmer Recht (1343). Seit 1378 besaß Danzig eine Ratsverfassung. Die seit 1361 zur Hanse zählende Stadt nahm bald eine führende Stellung im West-Ost-Handel ein und überflügelte um 1370 Elbing als See- und Handelsstadt. Wie andere Städte im Ordensland litt es unter der Politik des Deutschen Ordens, v. a. durch die Erschwerung des Handels mit dem Umland und die einschneidende Abgabenpolitik. Mehrere Aufstände (1361, 1378, 1416) wurden von den Ordensrittern blutig niedergeschlagen.
 
Mit anderen preußischen Städten und der Ritterschaft schloss sich Danzig im Preußischen Bund zusammen und stellte sich gegen die Ordensherrschaft. Während des Verfalls des Ordensstaates unterstellte es sich der polnischen Oberhoheit (1454/1457), wobei es gelang, neben einem eigenen Territorium weitgehende Privilegien zu erlangen, die der Stadt die Eigenständigkeit garantierten; der polnische König verfügte nur über geringe Hoheitsrechte. In der in Wohlstand blühenden Stadt ließ das lutherische Gedankengut die sozialen Gegensätze aufbrechen. In Aufständen setzte sich 1523-26 die Reformation durch; der patrizische Stadtrat wurde abgesetzt. Trotz polnischer Eingriffe (1526) blieb Danzig evangelisch. Seit Mitte des 16. Jahrhunderts sah es sich gezwungen, seine Privilegien gegenüber dem erstarkenden polnischen Königtum zu verteidigen, wobei die politische Eigenständigkeit häufig in Gefahr geriet.
 
Die Kriege Polens gegen Schweden im 17. Jahrhundert ließen Danzig nicht unberührt. Im Polnischen Erbfolgekrieg wurde es 1734 von den Russen erobert. Die politischen und wirtschaftlichen Schwerpunkte verlagerten sich. Die Erste Teilung Polens (1772) ließ Danzig bei Polen, engte die Stadt jedoch ein. Die Vereinigung mit Preußen (1793) nahm ihr die Selbstverwaltung. Der Friede von Tilsit (1807) machte Danzig zu einer Freien Stadt mit französischer Besatzung, die 1814 erst nach langer Belagerung kapitulierte. Nun kam Danzig wieder an Preußen und nahm als Hauptstadt der Provinz Westpreußen (1816-23 und 1878-1919) einen neuen Aufschwung. Handel und Industrie wurden gefördert, der Hafen erweitert, der Schiffbau blühte auf. Um die Jahrhundertwende entstanden im Norden und Nordwesten neue Außenviertel, Werften und Hafenanlagen (Kaiserhafen, Neue Hafenbecken). Die nördliche Vorstadt Oliva und die Strandorte Brösen, Neufahrwasser, Heubude wurden eingemeindet. - 1919 wurde Danzig, trotz des Protestes seiner mehrheitlich deutschen Bevölkerung (etwa 4 % Polen), durch die Art. 100-108 des Versailler Vertrages aus dem Deutschen Reich ausgegliedert und am 27. 10. 1920 von der Pariser Botschafterkonferenz zur Freien Stadt Danzig erklärt (Proklamation am 15. 11. 1920; Danzig 2). Nach dem deutschen Angriff auf Polen am 1. 9. 1939 wurde die Stadt wieder dem Deutschen Reich eingegliedert und war 1939-45 Hauptstadt des deutschen Reichsgaues Danzig-Westpreußen. 1945 kam Danzig unter polnischer Verwaltung; seine Zugehörigkeit zu Polen wurde durch den Deutsch-Polnischen Grenzvertrag vom 14. 11. 1990 anerkannt (in Kraft seit 16. 1. 1992). Schon im Dezember 1970 Ausgangspunkt von Arbeiterprotesten, die blutig niedergeschlagen wurden, war Danzig im Sommer 1980 das Zentrum der v. a. von L. Wałęsa geführten Streikbewegung gegen die kommunistische Regierung in Polen (Danziger Abkommen).
 
 
R. Ruhnau: D. Gesch. einer Stadt (1971);
 E. Keyser: Die Baugesch. der Stadt D. (1972);
 H. Lingenberg: Die Anfänge des Klosters Oliva u. die Entstehung der dt. Stadt D. (1982);
 
D. in acht Jh., hg. v. B. Jähnig u. P. Letkemann (1985);
 M. Bocucka: Das alte D. (a. d. Poln., Leipzig 21987);
 W. Hewelt: D., ein europ. Kulturdenkmal (1988);
 H. Schleunig: D., Gesch. einer Stadt im Spiegel ihrer Denkmäler (1992);
 S. Bogdanowicz: Die Kathedrale in Oliva (1994).
 
 2) Freie Stadt Danzig, ehemalige Freistaat (1920-39) an der Weichselmündung, 1 966 km2 mit (1938) 407 500 zu 95 % deutschen Einwohner, gliederte sich in die zwei Stadtkreise Danzig (einschließlich Oliva) und Zoppot sowie die drei Landkreise Danziger Höhe, Danziger Niederung und Großes Werder mit insgesamt zwei Städten (Tiegenhof, Neuteich) und 252 Landgemeinden.
 
Staatsrechtliche Stellung und Verfassung:
 
Durch den Versailler Vertrag, Art. 100-108 (1919 abgeschlossen, am 10. 1. 1920 in Kraft getreten) vom Deutschen Reich losgelöst, ohne Befragung der Bevölkerung am 15. 11. 1920 feierlich zur »Freien Stadt« erklärt, hatte der Freistaat die Aufgabe, Polen einen freien Zugang zum Meer zu ermöglichen. Im Pariser Vertrag vom 9. 11. 1920 regelten die Freie Stadt Danzig und Polen die grundsätzlichen Fragen ihrer beiderseitigen Beziehungen. Dieser Vertrag wurde ergänzt durch das Warschauer Wirtschaftsabkommen (24. 10. 1921 und das Hafenabkommen (1933). Die Freie Stadt Danzig leitete ihre auswärtige Politik grundsätzlich selbst, musste aber ihre auswärtige Vertretung (außer beim Völkerbund) und den Schutz ihrer Staatsangehörigen im Ausland durch Polen wahrnehmen lassen. Der Freistaat gehörte (ab 1. 1./1. 4. 1922) zum polnischen Zoll- und Wirtschaftsgebiet, bildete aber eine Zollverwaltungseinheit unter Danziger Beamten. Während die Eisenbahn von Polen verwaltet wurde, unterstanden Hafen und Wasserwege einem paritätisch zusammengesetzten Ausschuss. Der vom Völkerbundsrat bestellte Hochkommissar (Hohe Kommissar) mit Amtssitz in Danzig entschied als erste Instanz, der Völkerbundsrat als letzte alle Streitigkeiten zwischen dem Freistaat und Polen.
 
Nach dem Vorbild deutscher Hansestädte gab sich die Freie Stadt Danzig am 11. 8. 1920 eine Verfassung, die jedoch nicht die Billigung des Völkerbundsrates fand. Nach mehrfachen Änderungen, die u. a. den Schutz der polnischen Minderheit betrafen, trat sie am 14. 6. 1922 in Kraft. Oberste Regierungsbehörde war der Senat (ab 1. 5. 1921), der dem Parlament (Volkstag) verantwortlich war; oberster Staatsbeamter war der Präsident des Senats.
 
 
Bereits vor und während des Ersten Weltkriegs (1914-18) meldeten führende Vertreter der polnischen Nationalbewegung (R. Dmowski, I. Paderewski) polnische Ansprüche auf Danzig an. Vom 8. 2. bis 27. 11. 1920 von englischen Truppen besetzt, suchten die Siegermächte des Ersten Weltkriegs mit der Errichtung der Freien Stadt Danzig, am 27. 10. mit Wirkung vom 15. 11. 1920 von der Pariser Botschafterkonferenz beschlossen, den Forderungen Polens zu entsprechen (am 9. 11. 1920 Unterzeichnung der Gründungsurkunde). Der Freistaat sollte ein Mittelweg sein zwischen den auf Annexion gerichteten Wünschen Polens und den auf Verbleib beim Deutschen Reich gerichteten Interessen der deutschen Bevölkerung. Am 8. 11. 1920 wurde ein Optionsvertrag mit Deutschland geschlossen (in Kraft ab 17. 12. 1921). Vor dem Hintergrund der gegensätzlichen Interessenlage kam es zu zahlreichen Konflikten zwischen dem Senat und der polnischen Regierung: z. B. die Auseinandersetzung um die Errichtung eines polnischen Munitionsdepots (seit Januar 1926 auf der Westerplatte). Nach den ersten Wahlen (16. 5. 1920) führten 1920-31 Heinrich Sahm (* 1877, ✝ 1939) und Ernst Ziehm (* 1867, ✝ 1962; deutschnational) den Senat. Nachdem die NSDAP 1933 die absolute Mehrheit im Volkstag gewonnen hatte, stellte sie die Senatspräsidenten: 1933-34 H. Rauschning, 1934-39 Artur Greiser (* 1897, ✝ 1946). In wachsendem Maße wurde die Opposition und die nichtnationalsozialistische Presse ausgeschaltet. Letzter Hoher Kommissar des Völkerbundes in Danzig war der Schweizer C. J. Burckhardt (1937-39). Nach Kündigung des deutsch-poln. Nichtangriffsabkommens von 1934 am 28. 4. 1939 nahm die nationalsozialistische deutsche Reichsregierung die Frage des Polnischen Korridors und die »Danzigfrage« zum Anlass für den deutschen Angriff auf Polen (1. 9. 1939 Zweiter Weltkrieg). Am selben Tage wurde die Freie Stadt Danzig dem Deutschen Reich wieder eingegliedert (am 3. 9. 1939 Rückgängigmachung des Versailler Vertrages, Art. 100-108) und Teil des deutschen Reichsgaues Danzig-Westpreußen. Nach Punkt IX b des Potsdamer Abkommens (2. 8. 1945 kam die Freie Stadt Danzig bis zur Regelung durch einen Friedensvertrag unter polnischer Verwaltung. Die Zugehörigkeit zu Polen wurde durch den Deutsch-Polnischen Grenzvertrag vom 14. 11. 1990 anerkannt (in Kraft seit 16. 1. 1992).
 
 
C. J. Burckhardt: Meine Danziger Mission 1937-39 (1960);
 H. V. Böttcher: Die Freie Stadt D. Wege u. Umwege in die europ. Zukunft. Histor. Rückblick, staats- u. völkerrechtl. Fragen (1995).
 
 3) -1920 Regierungsbezirk der preußischen Provinz Westpreußen, (1910) 7 959 km2 mit (1910) 742 619 Einwohner; wurde 1920 zwischen der Freien Stadt Danzig, Ostpreußen und Polen aufgeteilt.
 
 4) errichtetes Bistum, das das Gebiet der ehemaligen Freien Stadt Danzig umfasste (1 966 km2). 1945 wurde der deutsche Bischof K. M. Splett von der polnischen Regierung gefangen gesetzt und die Leitung der Diözese einem polnischen Geistlichen übergeben, der nach dem Tod Spletts (1964) zum Bischof von Danzig ernannt wurde. Gleichzeitig bestellte der Heilige Stuhl für die in Deutschland lebenden deutschen Katholiken Danzigs einen apostolischen Visitator. Zunächst exemt, wurde das Bistum 1972 der Kirchenprovinz Gnesen angegliedert. 1992 erfolgte eine territoriale Neuumschreibung des Bistums (2 500 km2) und seine Erhebung zum Erzbistum mit den Suffraganbistümern Toruń (Thorn) und Chełmno (Culm) mit Sitz in Pelplin. - 1994 zählte das Erzbistum Danzig rd. 961 000 Katholiken (Wohnbevölkerung: 1 Mio.); Bischof ist Tadeusz Gocłowski (* 1931).
 
 5) bis 1998 Woiwodschaft in Polen, danach Teil der Woiwodschaft Pommern.
 

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Dạn|zig: Stadt an der Ostsee; vgl. ↑Gdańsk.

Universal-Lexikon. 2012.

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